Wir verlassen das Haus früh, obwohl wir davon ausgehen, dass dieser letzte Teil unserer Hinfahrt stressfrei ist. Das Navi gibt insgesamt 142 km bis zum Bestimmungsort an. Zum letzten Mal fahren wir die steile enge Straße hinunter, auf der einem besser niemand entgegenkommt, da man höchstens im ersten Gang fahren kann, und nehmen Kurs auf Elba.
Pisa
Auf dem Weg wollen wir als einen letzten Besichtigungstermin Pisa anschauen. Die berühmte Stadt nahe dem Meer, ehemalige Seerepublik, viel gerühmt wegen ihres schiefen Turms, der allerdings in Charles Dickens „Bilder aus Italien“ nicht so gut weg kommt. Dickens schimpft darüber, dass sein Reisebüro an der Ecke einen alleinstehenden Pisaturm vor blauen Himmel zeigt und ehrlich gesagt, hatte ich es mir auch so ähnlich vorgestellt.
Aber es sollte anders kommen als gedacht und nicht nur deswegen. Also wie es tatsächlich aussieht, nämlich, dass er eng gedrängt an Dom und Taufkirche steht, davon werden wir uns bald selbst überzeugen können. Dennoch: Galileo Galilei kommt aus Pisa und nichtzuletzt trägt ja eine berühmte (Bildungs-) Studie den Namen der Stadt, bei der Deutschland gar nicht mal so gut abgeschnitten hat und weswegen jetzt Schule und Universitäten unter erhöhtem Druck stehen, was denen und deren Lernenden gar nicht mal so gut tut.
Schon auf der Autobahn belehrt uns das Navi, dass es nun doch weiter sei, da wir ja noch über Pisa fahren müssten. Also kommen noch mal 100 km drauf.
Die Stadt ist bildschön. Wir parken am Ufer des Arno, wo eine kleine gotische Kappelle gleich ein pittoreskes Fotomotiv mit den alten Partrizierhäusern abgibt und marschieren dann Richtung Turm. Unser Hund schnüffelt mit Interesse durch die ganze Stadt. Und wir hoffen bis zum Schluß, dass er daran denkt, sein Geschäft wie gewohnt an einem unauffälligen Platz zu machen.
In den Gassen hin zum Turm ist verhältnismäßig wenig los. Ein wenig vergleichbar mit den kleineren Städten, die wir in den letzten Tagen besuchten. Als wir aber den Campus erreichen, erwischen uns dichte Schwärme, ganze Menschentrauben, der besonderen Spezie Mensch, besser Tourist.
Und sie sind dort verständlicherweise, denn die Bauten sind eine weisse Pracht vor blauem Mittagshimmel. Wenn sich mancher verwundert, dass die Touristen verschiedene Verrenkungen machen, sich kreuz und schief stellen, ihre Arme eigenartig in den Himmel recken und Ähnliches, dann liegt das schlicht daran, dass sie auf ein Fotoergebnis hoffen, bei dem es scheint, sie lehnten sich gegen den schiefen Turm. Bei uns sollte es anders kommen.
Zwischen den prächtigen Bauten befindet sich eine saftigrüne, menschenleere (da Betreten verboten) Rasenfläche und gerade als sich der Gatte wegen des Fotografierens eine erhebliches Stück von uns entfernt hatte, nicht ohne mir vorher noch zuzurufen, dass er dieses Mal leider die Hundetüten vergessen habe, sehe ich einen braunblonden Hund in eindeutiger Position mitten auf der grünen Fläche vor dem schiefen Turm das tun, was Hunde nun mal tun. Es schauen nur etwa 2 Millionen Augenpaare zu. Das nun einsetzende Blitzgewitter bilde ich mir nur ein, aber vielleicht wird doch auf der ganzen Welt nun neben dem berühmten Turm ein kleiner braunblonder Mischling im Freundeskreis herumgezeigt.
Wir finden einen Weg, das Denkmal genauso makellos zu hinterlassen wie wir es vorgefunden haben.
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